Regenbogenpräludium Nocturnal
Feuchtwanger Kunstsommer
21. April bis 13. August 2023

Vom 21. April bis zum 13. August 2023 ist im Fränkischen Museum in Feuchtwangen wieder die Ausstellung des Feuchtwanger Kunstsommers zu sehen. In diesem Jahr trägt die Schau den Titel „NOCTURNAL [...], was ein für allemal festzusetzen ist“. Das Kulturbüro der Stadt Feuchtwangen hat die anonyme Künstlergruppe „Regenbogenpräludium“ eingeladen, die sich 2020 mit einem Regenbogen-Graffiti auf der Zeppelintribüne in Nürnberg überregional einen Namen gemacht hat. Der Regenbogen ist inzwischen verschwunden doch der Diskurs ist lebendig und wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich fortgeführt. Auch künstlerisch hat sich die Gruppe weiterentwickelt.

Von April bis August dieses Jahres gestalten die Künstlerinnen und Künstler des Regenbogenpräludiums nun den Feuchtwanger Kunstsommer – ein Ausstellungsformat, das immer im Sommer den Sonderausstellungsraum des Fränkischen Museums bespielt, das Werke der klassischen Moderne ebenso zeigt wie Positionen der zeitgenössischen Kunst. Es ist die erste Einzelausstellung des Regenbogenpräludiums, die künstlerisch vollständig in den Händen der Künstlerinnen und Künstler liegt. „Die erste große Pressemitteilung erfolgte quasi in Echtzeit, direkt am Morgen des Präludiums. Seitdem ist das Präludium in den Fängen der Institutionen...“

Was genau in der Ausstellung zu sehen sein wird, entsteht gerade. Die Ausstellungsvorbereitung ist ein Prozess und eng mit den Dynamiken aktiver künstlerischer Arbeit verbunden. Über ein mögliches Exponat war bereits im Dezember 2022 in der Presse zu lesen: die Fingerabdrücke des amtierenden Bayerischen Innenministers Joachim Herrmann, der diese 2008 – also lange vor dem Regenbogen an der Zeppelintribüne – im Rahmen einer Kunstaktion freiwillig abgegeben hatte.

Die Sonderausstellung wird am Freitag, den 21. April 2023 eröffnet und ist danach bei freiem Eintritt bis Sonntag, den 13. August 2023 zu sehen. Das Fränkische Museum ist im April und im Mai dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr und samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Von Juni bis August kann die Ausstellung dienstags bis freitags von 14 bis 20 Uhr und samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 20 Uhr besucht werden.

Ein Regenbogen gegen das Vergessen

Ende Oktober 2020 war er plötzlich da, der wasserfarben-leuchtende Regenbogen auf der Zeppelintribüne in Nürnberg und damit war eine Diskussion laut geworden, die seit vielen Jahren schwelt rund um den Nazi-Bau, der steinern drohend, ja mahnend steht, der zugleich schreckliche Kulisse ist für Selfies von Neonazis. „… der Diskurs wiegt schwer, ist anstrengend und schließt viele aus. Unser Regenbogen ist daher auch Ausdruck ernstgemeinter Kritik. Eigentlich ist er ganz leicht zu verstehen – für viele. Wenn wir vergessen, wiederholt sich die Geschichte,“ so klingt es aus dem damaligen „Bekennerschreiben“. Damit hat sich die anonyme Künstler*innengruppe Regenbogenpräludium einen Namen gemacht. Der Regenbogen ist inzwischen verschwunden – leider, sagen viele – doch der Diskurs ist lebendig.

 Von April bis August 2023 gestalten die Künstlerinnen und Künstler des Regenbogenpräludiums nun den Feuchtwanger Kunstsommer – ein Ausstellungsformat, das immer im Sommer den Sonderausstellungsraum des Fränkischen Museums bespielt, das Werke der klassischen Moderne ebenso zeigt wie Positionen der zeitgenössischen Kunst, und dabei aber immer eins tut: Fragen stellen, Verbindungen schaffen, Beziehungen herstellen und mit den Mitteln der Kunst (Denk-)Räume öffnen, die weit über das hinausgehen, was tatsächlich im Ausstellungsraum zu sehen ist. Das Regenbogenpräludium tritt im Rahmen der Ausstellung zwar als Gruppe auf, die Homogenität ist dabei aber nur scheinbar: Vielmehr ist es eine fluide und morphologische Idee, es ist
Gegendenkmal und recherchebasierte Ikone gleichermaßen. Λrquus steht als Pseudonym für eine Stellvertreterfunktion.

„Wir haben Fragen.“

Das ‚Wir‘ ist eine hoffnungsfroh-defizitäre Konstruktion von Wirklichkeit. Das Einfache, das Allgemeine beinhaltet das Komplexe:
„Wir erhalten eine Carte blanche, die ultimative Freude der (künstlerischen) Freiheit - wir dürfen uns bedingt selbst reproduzieren. Wer wir im Sommer 2023 zeitweilig sein werden ist unklar und wird sich bis zur Ausstellungseröffnung und darüber hinaus entwickeln. Voraussichtlich bedienen wir uns des Werkzeugs der repräsentativen Meinungsforschung. Die Betrachter*innen erwartet eine Voll-Dokumentation (mit Schwärzungen). Hoffentlich wird es spannende Verhandlungen geben. Wir arbeiten an einem generativen NFT (Cyber-Zeug!) zur Verbesserung künstlerischer Produktionsbedingungen, im Kontext multidirektionalen Erinnerns.Wir führen Korrespondenzen, da wir grob wissen was wir nicht wissen. Wir haben einen emanzipatorischen Agenten im Bildungskanon installiert und erwecken diesen gemeinsam mit jungen Menschen zum Leben. Wir bringen eine Kuratorische Variable mit - ein Objekt das den Namen Diskurs trägt...

to be continued...“ Das Regenbogenpräludium ist eingeladen, weiterzudenken, weiterzuarbeiten, Neues entstehen zu lassen und die Ideen des Anfangs fortzuschreiben.

„ein Objekt das den Namen Diskurs trägt“

V E R A N S T A L T U N G E N

 

Film-Kunst-Film
„Exit Through the Gift Shop“– Ein Banksy Film

„Exit Through the Gift Shop“ ist eine als Dokumentarfilm aufgemachte Filmkomödie des britischen Street Art-Künstlers Banksy aus dem Jahr 2010. Sie feierte beim Sundance Filmfestival am 24. Januar 2010 seine Weltpremiere, kurz darauf, am 14. Februar 2010, war sie auf der Berlinale zu sehen. Der Film gewann viele Dokumentarfilmpreise und war in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ sogar für den Oscar nominiert. Im Jahr 2011 erhielt er zudem den Independent Spirit Award. Das Magazin Cinema schrieb, der Film sei ein „erfrischendes und unterhaltsames Experimentalwerk über Street-Art“. Der Verein KulturKino Feuchtwangen zeigt die Komödie im Rahmen des Feuchtwanger Kunstsommers. Die Ausstellung im Fränkischen Museum kann vor der Filmvorführung bis 20 Uhr besucht werden.

Freitag, 16. Juni 2023, 20 Uhr
Regina Lichtspiele
Eintritt: 9 Euro / 5 Euro ermäßigt

 

Gesprächs-Kunst-Gespräch
Zur Untiefe des Regenbogens
Eine Künstlergesprächstreitgesprächlesungsperformance

Das Regenbogenpräludium hat lehrbuchartig etwas erreicht, von dem die Kultur oft nur träumen kann: Nahezu alle Nürnberger*innen (und darüber hinaus) kennen die Aktion, die ein anonymes Kollektiv vor zwei Jahren vollzogen hat und die weitreichenden Fragen über den Umgang mit den Nürnberger NS-Erbe, dem Spannungsfeld von Kunstfreiheit und institutioneller Erinnerung, sowie dem Zusammenleben in unserer Gesellschaft allgemein aufwirft. Man hat mit großem Erfolg in ein Wespennest gestochen und den Blick auf die Zeppelintribüne nachhaltig verschoben, sagen Befürworter*innen freudig und Kritiker*innen beunruhigt. Das 60-minütige Gespräch geht der ursprünglichen Motivation des Kollektivs und ihren fundamentalen Konzepten und Verfasstheiten auf den Grund.

Mittwoch, 28. Juni 2023, 18 Uhr
Fränkisches Museum
Eintritt frei

Film-Kunst-Film
Sommer-Kino im Museumsgarten

Im Sommer 2021 gab es das zum ersten Mal – das Sommer-Kino im idyllischen Ambiente des Museumsgartens. Wenn es an einem lauen Sommerabend langsam dunkel wird, wird die Leinwand zum Mittelpunkt eines Abends, der unter freiem Himmel ein Kino-Erlebnis der besonderen Art bietet. Der Verein KulturKino Feuchtwangen zeigt wieder einen Film thematisch passend zum Feuchtwanger Kunstsommer. Die Ausstellung kann vor und nach der Kinovorstellung im Garten besucht werden.

Samstag, 1. Juli 2023, 21.30 Uhr
Fränkisches Museum
Eintritt: 9 Euro / 5 Euro ermäßigt

 

Aktions-Kunst-Aktion
Knicktick … für Große und Kleine, für Alle

Eine Ausstellungs-Aktion der besonderen Art, die ausdrücklich zum Mitmachen auffordert. Das „Spiel“ ist einfach: Seid ihr mindestens zu zweit und hat jede/r einen Stift? Dann teilt ein hochformatiges DINA4-Blatt senkrecht in der Mitte und los kann es gehen! Um ein wenig Orientierung zu haben, bietet sich die Einteilung in z. B. fünf Stationen an: 1. Haare – 2. Kopf – 3. Körper – 4. Beine – 5. Füße

Die Bezeichnung der Körperteile dient allerdings nur der Orientierung, was du unter beispielsweise „Haaren“ verstehst, entscheidet jede*r hier selbst. Fang auf deinem Blatt mit den „Haaren“ an und knicke deine Zeichnung so nach hinten weg, dass noch Anschlusslinien auf dem Blatt zu erkennen sind. Es darf beliebig viel Platz in Anspruch genommen werden. Nun gib das Blatt weiter und empfange selbst ein Blatt, auf dem nun der „Kopf“ zu zeichnen ist. Wenn alle fünf Stationen fertig sind, könnt ihr das Gesamtbild entfalten und die kollektiv entstandene Zeichnung zusammen entdecken.

Zum kollektiven Knicktick in der Ausstellung lädt das Regenbogenpräludium ein am:
Sonntag, 16. Juli 2023, 15 Uhr
Fränkisches Museum
Eintritt frei

Museumstraße 19 - 91555 Feuchtwangen - Telefon (0 98 52) 25 75 - info@fraenkisches-museum.de